7. Europa in der Schule effizient erlebbar machen
In folgenden Kapiteln sollen erfahrungsorientierte schul- und klassenübergreifende Aktionen vorgestellt werden, die zusätzlich zu den bereits genannten Maßnahmen erfahrungsorientierte Europabildung ermöglichen. Viele greifen auf externe Anbieter beziehungsweise Materialien zurück, sodass mit moderatem Arbeitsaufwand ein großer Mehrwert für die Lernenden erreicht werden kann. Das gleiche gilt für die strukturelle Verankerung von Europabildung in der Schule, wie sie in der Einleitung beschrieben wird.
Wie auch bei den anderen Kapitel wird darum gebeten, Ergänzungen, Korrekturen und Bemerkungen an das Funktionspostfach europabildung@bimi.landsh.de zu senden.
Die systematische Verankerung von Europabildung in der Schule erhöht deren Effizienz.
Wie bereits in den vorangegangenen Kapiteln dargelegt, kann die große Aufgabe, den Lernenden die so wichtige europabezogene Handlungskompetenz zu vermitteln, nur mit der gesamten Schulgemeinschaft erfüllt werden. Dabei muss darauf hingewiesen werden, dass dies keine neue Herangehensweise ist, sondern bereits in den Fachanforderungen aller Fächer immanent ist. Daher sind erfahrungsgemäß an allen Schulen bereits jetzt Ideen zur Förderung von Europa-bildung entstanden und umgesetzt worden, sodass dieses Ziel erreicht wurde. Häufig bleiben die entsprechenden Materialien und Ideen jedoch in der Hand besonders aktiver Lehrkräfte und dienen nicht als Grundlage für eine schulübergreifende Implementierung.
Im Sinne einer Nachhaltigkeit der vorgeleisteten Arbeit und damit einer Erhöhung der Effizienz dieser Arbeit wird daher dringend geraten, entsprechende erfolgreiche Ansätze festzuschreiben und innerhalb der Schule zu institutionalisieren.
Wenn für bestimmte Jahrgänge die Materialien/Ideen innerhalb einer Fachschaft geteilt werden, entlastet dies den Einzelnen, erlaubt gegebenenfalls weitere positive Entwicklungsschritte und fördert ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Aus dieser Zusammenstellung können fächer- und schulspezifische Europacurricula als Ergänzung der schuleigenen Dokumente entstehen, die einmal geleistete Arbeit für die folgenden Schuljahre sichern. Auch erlauben diese Zusammenstellungen eine längerfristige Planung des Schuljahres und vermeiden die sonst notwendigen spontanen Aktionen engagierter Lehrkräfte, die die Planungen in anderen Bereichen zunichtemachen.
Die Einbeziehung von Unterstützenden und externen Angeboten kann entlasten.
An dieser Stelle soll noch einmal darauf verwiesen werden, dass zur Arbeitserleichterung der Lehrkräfte sowohl Lernende als häufig auch externe Unterstützende oder Eltern bereit sind, einen Teil der Aufgaben zu übernehmen.
Gleichzeitig kann darüber nachgedacht werden, ob ein Beitritt in das Netzwerk der Europaschulen (s. Kapitel 8.1.2) sinnvoll ist und damit finanzielle und organisatorische Unterstützung in Anspruch genommen werden.
Auf die Möglichkeit, gerade für die sprachlichen Fächer, die Angebote des Landes Schleswig-Holstein zur Vermittlung von Sprachassistenten und Sprachassistentinnen in Anspruch zu nehmen, muss an dieser Stelle vermutlich nicht verwiesen werden. Die ausländischen Lehrkräfte werden neben einer sprachlichen Bereicherung auch immer Möglichkeiten zum kulturellen Austausch anbieten können.
Besonders hilfreich ist es für Lernende, wenn sie, in Anlehnung an den Europass vonseiten der Schule eine Art Portfolio für ihre Europa-Erfahrungen/ ihr Engagement während der Schulzeit erhalten. Es kann hier besonderes Engagement, die Teilnahme an Mobilitäten, internationalen Projekten und (zusätzliche) Sprachkompetenz eingetragen werden und dieses ggf. einen Vorteil bei Bewerbungen im Ausland bieten.
In folgenden Kapiteln sollen erfahrungsorientierte schul- und klassenübergreifende Aktionen vorgestellt werden, die sich zusätzlich zu den bereits genannten Maßnahmen erfahrungsorientierte Europabildung ermöglichen. Viele greifen auf externe Anbieter beziehungsweise Materialien zurück, sodass mit moderatem Arbeitsaufwand ein großer Mehrwert für die Lernenden erreicht werden kann.
Lerngruppenübergreifende von Lernenden gestaltete Projekte fördern europabezogene Handlungskompetenz.
Auf die vielfältigen Möglichkeiten des fächerübergreifenden Unterrichtes ist bereits mehrfach hingewiesen worden. Nicht genug betont werden kann jedoch, dass Europabildung die Lernenden zum Handeln bringen möchte, nicht nur zum Konsumieren vorbereiteter Unterrichtseinheiten.
In diesem Sinn werden Lehrkräfte ermutigt, die in einem bestimmten Thema ausgebildeten Jugendlichen als Experten in anderen Klassen zu Wort kommen zu lassen und ihnen einen Teil der Verantwortung für die eigene Europabildung als auch die ihrer Mitlernenden zu übertragen. Nur dann werden Lernende Selbstwirksamkeit erleben und auf lange Sicht die angestrebte europabezogene Handlungskompetenz erwerben.
Besonders schülerzentriert und handlungsorientiert wird diese Mitverantwortung dann gefördert, wenn sich eine klassenübergreifende Gruppe von Lernenden für dieses Thema einsetzt und regelmäßig entsprechende Projekte für die Schulgemeinschaft vorbereitet. Ein Beispiel findet man bei den Botschafterschulen des Europäischen Parlaments und den dort aktiven Juniorbotschafter und – botschafterinnen (s. Kapitel 8.1).
Oft ergeben sich Möglichkeiten für klassenübergreifendes Arbeiten ohne großen Aufwand. Beispielsweise kann eine Mittelstufenklasse ein Europa-Quiz als Ergebnis einer Geografie-Einheit für die Unterstufen vorbereiten. Ein Ratespiel zum Thema "Europäische Komponisten" oder "Europäische Maler" entstanden aus den ästhetischen Fächern könnte ebenfalls für die Schulgemeinschaft erstellt werden und unterschiedliche Jahrgänge zusammenbringen. Ein Sportfest für die Unterstufe mit (neuen) europäischen Sportarten, organisiert vom Sportprofil, ein online-Quiz, erstellt im Informatik- Kurs für die ganze Schule, ...
Eine besondere Note hätten beispielsweise auch Angebote (z.B. Quiz oder Vortrag), die eine Mittelstufenklasse über die Französische Revolution für den Schwerpunktkurs Geschichte in der Oberstufe vorbereitet.
Wenn diese Einheiten in Klassen/ Kursen stattfinden, die in beiden Jahrgängen von der gleichen Lehrkraft unterrichtet werden und/oder dabei vielleicht sogar langfristig geplante Vertretungsstunden in einer der Klassen genutzt werden, ergibt sich letztlich eine Win-Win-Situation für die Schule.
Gemeinsames Gestalten, Miteinander Europa “erleben” - Europa verbindet - nicht nur Lernende aus verschiedenen Nationen, sondern auch Schüler und Schülerinnen aus verschiedenen Klassen- und Altersstufen oder Schulen.
Wie diese Website schon gezeigt hat, können europäische Themen auf sehr vielen verschiedenen Niveaus angesprochen werden. Angefangen von kulinarischen Entdeckungsreisen über kreative Projekte mit europäischem Hintergrund bis zu philosophischen, ethischen oder politischen Diskussionen aktueller Themen wird unser Staatenverbund in der Schule präsent. So kann jedes Fach und jede Klassenstufe in jeder Schulform einen Beitrag zu Europatagen oder –wochen leisten.
Besondere Bedeutung kommt dabei, je nach Schulprofil, den internationalen und europäischen Gedenktagen zu, an denen sowohl Themen aus den gesellschaftlichen Fächer als auch den MINT- oder geisteswissenschaftlichen Fächern im Vordergrund stehen. Konkrete Anregungen für die Ausgestaltung finden sich hier. Gerade auch in diesen besonderen Veranstaltungen liegt die Chance, Schülerinnen und Schüler verschiedener Schulen, Jahrgänge und Klassen selbst in die Verantwortung für jüngere Jahrgänge einzubinden.
… und für Eigeninitiative der Lernenden.
Dabei geht es vor allem um die eigenständige Entwicklung von Ideen und deren Umsetzung im Team. Die Eigeninitiative der Schülerinnen und Schüler, die dadurch gefordert und gefördert wird, ist eine gute Hinführung zur Übernahme von Verantwortung und Sprachfähigkeit im europäischen Kontext. Die Lernenden erfahren die so wichtige Selbstwirksamkeit, ihr Selbstbewusstsein wird gestärkt und gleichzeitig die soziale Kompetenz gefördert. Auch die Einladung von Gästen aus dem Ausland zu diesen besonderen Veranstaltungen vermittelt die Bedeutung dieser Festlichkeit.
Die umfangreiche Linksammlung am Ende dieser Website bietet eine Reihe von hilfreichen Unterstützungsangeboten.
Beim EU-Projekttag werden kostenfrei Politiker und Politikerinnen an Schule vermittelt, die mit den Lernenden über Europäische Themen diskutieren.
Einmal jährlich, zumeist in der ersten Jahreshälfte bietet der bundesweite EU-Projekttag interessierten Schulen die kostenfreie Vermittlung eines Politikers oder einer Politikerin an. Ziel ist es, Lernende aller Jahrgangsstufen und Schularten an eine direkte Begegnung mit jenen heranzuführen, die in unseren demokratischen Strukturen Entscheidungen treffen. Damit werden Berührungsängste überwunden und Verständnis für politische Prozesse gefördert. Bei dem EU-Projekttag stehen europäische Fragestellungen im Vordergrund, die im Vorfeld zwischen Schule und Gast abgesprochen werden. Dabei können einzelne Klassen/ Kurse, ganze Jahrgänge oder Jahrgangsstufen in den Tag einbezogen werden.
An dieser Stelle sollen bewusst auch Lehrende im Primarbereich ermutigt werden, dieses Angebot zu nutzen, da erfahrungsgemäß gerade die Neugier der Kinder diese Veranstaltung zu einem bereichernden Erlebnis für alle Beteiligten werden lässt. Auch soll darauf hingewiesen werden, dass es kaum ein Fach gibt, das keinen europäischen Bezug hat (Frage nach Förderung kultureller Veranstaltungen in Europa, Umweltschutz, europäische Forschung, Möglichkeiten der beruflichen Karriere in der EU u.a.)
Der EU-Projekttag wird in der Regel Anfang des Jahres auf der Website des Bundeskanzleramtes beworben. Dort finden sich auch die Kontaktpersonen für weitere Informationen. Darüber hinaus bietet die Bundeszentrale für politische Bildung umfangreiche Materialien zur Vorbereitung dieses Tages, sollten keine eigenen Ideen im Vordergrund stehen können.
Planspiele führen besonders intensiv in politisches Denken ein und sind auch für niedrigschwellige Zugänge geeignet.
Planspiele sind eine Methode zur Simulation einer politischen Debatte, bei der die Lernenden unterschiedliche Rollen und damit Perspektiven einnehmen. Dazu werden die Schülerinnen und Schüler mit aktuellem Informationsmaterial auf ihre jeweilige Position vorbereitet. In der nachfolgenden Diskussion wird, oftmals unter Beachtung der Gesprächsregeln der realen politischen Gremien, ein gemeinsamer Beschluss gefasst oder aufgrund der großen Unterschiede in den Standpunkten, wie im realen Leben, keine Lösung gefunden.
Die dabei entstehenden Konflikte konkurrierender Ziele führen die Lernenden in besonderer Weise auch emotional an die Entscheidungsprozesse in der realen Politik heran. So werden neben den kognitiven Lernzielen auch die emotionalen Aspekte des Lernens angesprochen. Bemerkenswerterweise gilt dies nicht nur für den Sekundarbereich, sondern auch bei Lernenden im Primarbereich[1]. oder in der Ausbildungsvorbereitung.
In Schleswig-Holstein bietet die Europa-Union diese Planspiele kostenfrei für Lernende ab Klassenstufe 9 an, teilweise auch im Rahmen einer Klassenfahrt sowie auch in englischer Sprache. Besonders attraktiv werden diese Veranstaltungen dadurch, dass Mitarbeitende der JEF (Junge europäische Föderalisten) die Jugendlichen mitbetreuen und so eine Einführung „auf Augenhöhe“ möglich wird.
Für die Hand der Lehrkraft eignet sich beispielsweise auch dieses Planspiel, das in einer 90-minütigen Einheit im Unterricht des Sekundarbereiches I und II durchführbar ist und sehr gut medial aufbereitet ist: https://www.unionslabor.de/
Weitere Materialien sind für Lernende des Primarbereiches geeignet oder bieten Materialien für niedrigschwellige Planspiele, die beispielsweise in den Kursen der Ausbildungsvorbereitung genutzt werden können. Beispielhaft sind zu nennen:
- Planspiel für die Grundschule (Eine neue Straße für Felddorf, Planspiel der Universität Göttingen) https://www.kinderdemokratie.de/planspiel/
- Drei weitere niedrigschwellige Planspiele für den Primarbereich von der Universität Göttingen, die auch in die europäischen Institutionen einführen: https://pep.uni-goettingen.de/planspiele-download/
- Planspiel, entwickelt in der Universität Göttingen, das sich für die politische (Europa-) Bildung wenig gut erreichbarer Jugendlicher besonders eignet. Materialien kostenlos auf der Website http://jumper.uni-goettingen.de/material/
- Eine online-Unterrichtseinheit, die von der Europäischen Kommission entwickelt wurde und fantasievoll Jugendlichen zwischen 13 und 14 Jahren politische Entscheidungsprozesse verständlich macht. https://germany.representation.ec.europa.eu/fabulous-council-online-game-fur-den-unterricht_de
Planspiele im internationalen Kontext bieten im hohen Maß handlungs- und erfahrungsorientiertes Lernen.
Ein besonderes Erlebnis bieten Planspiele, die mit Lernenden verschiedener Nationalitäten veranstaltet werden. In Schleswig-Holstein organisieren mehrere Schulen regelmäßig entsprechende Angebote für Lernende der Sekundarstufe II als MUN (Model United Nations) in englischer Sprache. Diese werden in der Regel von der Schulgemeinschaft unter besonderer Eigenleistung der Lernenden organisiert. Eine Einführung in dieses Konzept findet man unter https://www.un.org/en/model-united-nations/mun-guide-general-assembly . Eine Liste von Anbietern, auch in Schleswig-Holstein, findet sich hier. Eine derartige Veranstaltung kann einen positiven Effekt auf die Schulgemeinschaft haben und bietet neben dem intensiven Erleben internationaler Begegnungen auch die unmittelbare Erfahrung von Vorgängen bei politischen Diskussionen.
Weitere Angebote, vorwiegend für Lernende der Sekundarstufe II und Auszubildende, bieten sich mit dem deutschen Zweig des European Youth Parliament. Hier können Menschen unter 26 Jahren in einem Vorbereitungsprozess ihre argumentativen Kompetenzen schulen und im Falle einer Qualifizierung an einer Simulation des Europäischen Parlamentes teilnehmen. Regelmäßig sind bei diesen internationalen Begegnungen auch Lernende aus Schleswig-Holstein eingeladen und können von dem bei diesen Konferenzen entstandenen Netzwerk profitieren. Der europäische Bereich des European Youth Event bietet darüber hinaus eine Reihe von Möglichkeiten für Jugendliche, an internationalen politischen Veranstaltungen teilzunehmen, teilweise auch digital (https://european-youth-event.europarl.europa.eu/de/programme/)
Mit etwas Glück können sich Klassen oder Kurse im Sekundarbereich II mit einer Lehrkraft erfolgreich um Fördermöglichkeiten im Rahmen von Euroscola bewerben. Zu gewinnen gibt es die Teilnahme an einem Planspiel im Europäischen Parlament oder an einem Jugendseminar in Straßburg. Dafür gibt es einen großzügigen Zuschuss zu Reise- und Hotelkosten. Weitere Informationen finden sich bei https://www.europarl.europa.eu/euroscola/de/home.html und im Anhang dieser Website.
[1] Oberle, Monika, Ivens, Sven, & Leunig, Johanna (2018). EU-Planspiele in der Grundschule – Ergebnisse einer Interventionsstudie. In Helmar Schöne & Klaus Detterbeck (Hrsg.), Europabildung in der Grundschule (S. 101-117). Frankfurt a.M.: Wochenschau.
eTwinning bietet Schulen einen gut zugänglichen, sicheren Raum für niedrigschwellige Europa-Projekte.
Gerade vor dem Hintergrund der zunehmenden technischen Möglichkeiten in der Schule bietet sich die Nutzung der europäischen Plattform eTwinning an (https://school-education.ec.europa.eu/de/etwinning). Zu dieser Plattform haben nur registrierte und durch die Schulen validierte Lehrkräfte Zugang, sodass die Verwendung dieser Plattform gegen Missbrauch abgesichert ist.
Das eTwinning-Programm bietet unter anderem die Möglichkeit, Vorschläge für gemeinsame internationale digitale Projekte zu veröffentlichen und Partner zu suchen. Zudem kann diese Plattform von den Lernenden während der Projektdurchführung zur Dokumentation und zum Austausch in einem virtuellen Klassenraum, dem sog. Twinspace, genutzt werden.
Gerade durch die geringen organisatorischen Anforderungen eines solchen Projektes bieten sich die digitalen Kontakte zwischen Lernenden verschiedener europäischer Länder als Einstieg in die projektorientierte Europaarbeit an. Mediale und kommunikative Kompetenzen werden in einem internationalen Kontext geschult.
Um die Möglichkeiten dieser Plattform optimal nutzen zu können, wird die vorherige Teilnahme an einem Einführungsseminar empfohlen, wie es beispielsweise vom IQSH oder angeboten wird.
Die Initiative "Europa macht Schule“ vermittelt ausländische Studierende in die Schule.
Eine niedrigschwellige und unmittelbare Begegnung mit anderen jungen Europäern und Europäerinnen ermöglicht die Initiative „Europa macht Schule“. Im Rahmen dieses Programms gestalten ausländische Studierende einen kostenfreien Projekttag in einer Klasse zu einem vorher abgesprochenen Thema. Da die ausländischen Studierenden eine große Bandbreite von Studienfächern belegen, bieten sich in der Regel Anknüpfungspunkte an alle Fächer und Klassenstufen. Aktuell wird dieses Projekt von der Europa-Universität Flensburg und der Hamburger Universität angeboten, die Arbeitsgruppe in Kiel ist derzeit im Aufbau. https://www.europamachtschule.de
Darüber hinaus bieten sich europäische Wettbewerbe an, SchülerInnen an das große Thema “Europa” heranzuführen. Eine gewisse pädagogische Herausforderung besteht allerdings darin, den Lernenden aufzuzeigen, dass der Prozess der Herstellung des Beitrages den eigentlichen Wert bei der Teilnahme ausmacht Damit beugt man Enttäuschungen vor, wenn Lernende nicht mit einem Preis ausgezeichnet werden. Nur so kann eine positive Grundeinstellung gegenüber europäischen Themen beibehalten werden. Möglichkeiten dazu bieten beispielsweise die Würdigung von Beiträgen innerhalb der Schulgemeinschaft oder im persönlichen Gespräch.
Beim Europäische Wettbewerb setzen sich Lernende kreativ mit einem breiten Spektrum europäischer Themen auseinander.
Der Europäische Wettbewerb wurde 1953 ins Leben gerufen und ermutigt Schülerinnen und Schüler aller Altersgruppen und Schularten, sich in kreativer Weise mit dem Thema „Europa“ auseinanderzusetzen. Durch die Breite der Themen, die sich sowohl in den sprachlichen, ästhetischen, gesellschaftlichen und naturwissenschaftlichen Unterrichtsfächern einordnen lassen, bietet dieser Wettbewerb an vielen Stellen attraktive Möglichkeiten, den Unterricht projektorientiert zu gestalten. Dass es darüber hinaus Preise auf Landes- und Bundesebene zu gewinnen gibt, die in feierlichem Rahmen übergeben werden, ist ein weiterer Grund, an diesem Wettbewerb teilzunehmen.
Die Europa-Union gestaltet mit dem Landesbeauftragten des Europäischen Wettbewerbes regelmäßig Fortbildungen, darüber hinaus gibt es entsprechende bundesweite online-Angebote von der Geschäftsstelle in Berlin. https://www.europaeischer-wettbewerb.de
Besonders leistungsstarke Klassen können sich am Euroscola-Wettbewerb beteiligen.
Es besteht jedes Jahr für eine Klasse in Deutschland die Möglichkeit, einen Besuch in Straßburg zu gewinnen und dort an einem internationalen Jugendparlament teilzunehmen. Da hierfür sehr gute Englischkenntnisse notwendig sind, ist die Teilnahme nur für Klassen des Sekundarbereiches II sinnvoll. Die Teilnahmebedingungen sind zu finden unter:
https://youth.europarl.europa.eu/de/more-information/euroscola.html
Der Jugendkarlspreis fördert Engagement für die Verständigung zwischen Menschen.
Seit 2008 wird der Europäische Jugendkarlspreis an Projekte junger Menschen (zwischen 16 und 30) verliehen, mit denen die europäische und internationale Verständigung gefördert wird. Bewerbungsschluss ist meist schon Anfang des Jahres, sodass sich eine rechtzeitige Information darüber lohnt. Großer Vorteil dieser Teilnahme: Auch wenn kein Preis verliehen wird – die Welt wurde verändert, was diesen Wettbewerb besonders wertvoll macht.
7.7.4.1. Prix des lycéens allemands
Der Prix des lycéens allemands kann den Französischunterricht von Fortgeschrittenen bereichern.
Der Wettbewerb « Prix des lycéens allemands » Preis der deutschen Gymnasiasten) wendet sich an Lernende ab dem Niveau B2, ist somit nur für den Sekundarbereich II geeignet. Es werden drei französische Jugendromane benannt, die im Unterricht auch mit Hilfe des zur Verfügung gestellten Materials behandelt werden und zu denen die Jugendlichen eine Stellungnahme abgeben. Unterstützt wird dieser Wettbewerb durch die Autoren, die während der Wettbewerbsphase deutsche Schulen besuchen und Autorenlesungen durchführen.
7.7.4.2. Russisch-Wettbewerb
Der Russisch-Wettbewerb bietet ein interessantes Spielformat, kann aber aufgrund der aktuellen politischen Situation nicht empfohlen werden
Miteinander im Gespräch bleiben – dazu lädt der Wettbewerb „Spielend Russisch“ ein: http://www.spielendrussisch.de/
Interessant sind hier vor allem die Spielregeln: Die Tandems bestehen aus zwei Lernenden mit einem Gesamtalter von mindestens 26 Jahren. Dabei arbeitet ein Russisch-Könner mit einem Russisch-Nichtkönner zusammen. Ziel des Wettbewerbs ist es,“ junge Interessierte aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und der Ukraine mittels Sprache zusammenführen und den Grundstein für Verständnis und Freundschaft legen“[1].
7.7.4.3. Juvenes translatores
Der Übersetzungswettbewerb Juvenes Translatores wird jährlich von der Europäischen Kommission veranstaltet. Dabei können Schulen zwei bis fünf Lernende eines Geburtsjahres (für 2023 waren es alle im Jahr 2006 geborenen) zur Teilnahme anmelden.
Gleichzeitig wird auf der Website aber angeregt, den Wettbewerb schulintern zu öffnen und, darauf aufbauend, diesen beispielsweise zur Thematisierung der europäischen Sprachenvielfalt zu nutzen.
[1] Aus der Website des Wettbewerbs: http://www.spielendrussisch.de/index.html [21.9.2023].
Auch in den Naturwissenschaften gibt es eine europäische Dimension der Wettbewerbe.
In den jährlich durchgeführten „Olympiaden“ in den Naturwissenschaften wird durch Landes- und Bundesentscheide ein Team ermittelt, das Deutschland bei dem letzten Entscheid auf internationaler Ebene vertritt. Neben der großartigen Möglichkeit, junge Menschen für naturwissenschaftliche Themen zu begeistern, können in den Wettbewerbsrunden viele Kontakte geknüpft werden – mit der Chance, dies auch im internationalen Kontext zu tun.
Biologie: https://www.scienceolympiaden.de/ibo
Chemie: https://www.scienceolympiaden.de/icho
Physik : https://www.scienceolympiaden.de/ipho
Experimentelle
Naturwissenschaften: https://www.scienceolympiaden.de/eoes
Junge Wissenschaftler: https://www.scienceolympiaden.de/ijso/
Beeindruckend ist die Zahl der internationalen Mathematik-Wettbewerbe, deren Darstellung den Rahmen hier sprengen würde, daher sollen nur einige Beispiele der Wettbewerbe genannt werden, die auf der Website der deutschen Mathematiker-Vereinigung verlinkt sind.
- Aufgabe der Woche - keine Anmeldung erforderlich. Jede Woche wird freitags eine neue Aufgabe online gestellt. Einsendeschluss ist jeweils der darauf folgende Donnerstag.
- Baltic Way Mathematical Contest- Dieser Wettbewerb findet seit 1990 statt und hat einen spannenden geschichtlichen Hintergrund. Die Ostsee-Anrainerstaaten entsenden Teams, die gegeneinander antreten.
- Teamwettbewerb "Bolyai" (Klasse 3 bis zum Abitur) Dieser seit 2014 stattfindende Wettbewerb erlaubt eine Teilnahme auf vielen verschiedenen Niveaus. Die Anmeldefrist liegt jährlich im November.
- European Girls Mathematical-Olympiad (EGMO): jedes Jahr treten ca. 200 Schülerinnen aus vielen verschiedenen Ländern gegeneinander an.
- MATh.en.JEANS
Französischsprachiges einjähriges Projekt, bei dem Schüler*innen mathematisch forschen - Mitteleuropäische Mathematik-Olympiade (MEMO)
Teilnehmer*innen werden entsendet - Internationale Mathematik-Olympiade (IMO)
Teilnehmer*innen werden entsendet - International Tournament of Young Mathematicians (Ab der 9. Klasse)
Anmeldung jährlich im September - Internationaler Teamwettbewerb Náboj (Für Gymnasiast*innen)
Anmeldung im Februar/März, Wettbewerb im April
Auch wenn die auf der Website der Bundeswettbewerbe dargestellten Angebote nicht explizite Europathemen ansprechen, können bei den Themen europäische Bezüge hergestellt werden. So ist Umweltschutz, Förderung der Sprachkompetenz beim Wettbewerb „Jugend debattiert“ oder die Auseinandersetzung mit geschichtlichen Thematiken, genau wie die sprachlichen Herausforderungen beim Bundeswettbewerb Fremdsprachen eine Vorbereitung auf das Leben in und mit Europa. Auch hier werden also Elemente der europäischen Handlungskompetenz gefördert und gefordert.
Präsentationen von Europaprojekten, Europawochen und -tage, Beiträge zu europäischen Wettbewerben, Besuche von Personen des politischen Lebens, Fotos von Schüleraustauschen oder Ergebnisse von internationalen Projekten – all diese Materialien warten auf eine Präsentation im Schulgebäude. Damit werden sowohl bei Besuchenden als auch in der Schulgemeinschaft Erinnerungen an europäische Veranstaltungen wachgehalten. Dort, wo Brandschutzverordnungen dies nicht erlauben, kann dies durch Projektion mit einem Beamer o.ä. geschehen. Die zusätzliche Darstellung auf der schuleigenen Website wird übrigens manchmal auch gern von Lernenden oder deren Eltern übernommen.
Bereitstellung von Europa-Materialien
Wo es baulich möglich ist, haben einige Schulen ständige Sammlungen von Europa-Materialien in einer Ecke des Schulgebäudes, in einem separaten Raum oder in die Schulbibliothek integriert. Dort werden (kostenlose) Europa-Materialien, fremdsprachige Bücher oder Spiele für Freistunden bereitgestellt und damit eine Europa-Bibliothek/ Informationsecke geschaffen. Eine besondere Möglichkeit, politische Bildung durch Schulbibliothek zu fördern, wird hier vorgestellt.
und Schulhofgestaltung ermöglichen facettenreiche Europabildung.
Auch eignen sich Europatage/ Projekttage sehr gut dazu, das Schulgebäude und -gelände in vielfältiger Weise zu „europäisieren“. Seien es Hüpfspiele, deren Regeln im Rahmen einer Schulpartnerschaft ausgetauscht wurden, Bäume, die während eines Schüleraustausches gepflanzt wurden oder Flaggen aus den Herkunftsländern der Lernenden – Schulhöfe werden bunter und erinnern an ein fröhliches Miteinander.