Schwerpunkte und Themenübersicht

Junge Menschen befinden sich in Europa in einer mehrsprachigen Lebenswelt, in der es gilt, für die zunehmenden Kontakte und die daraus resultierenden vielfältigen Kommunikationssituationen über die Grenzen ihrer eigenen Sprache hinweg interkulturell handlungsfähig zu sein.

Das Erlernen der chinesischen Sprache führt die Schülerinnen und Schüler sogar noch über die Grenzen Europas hinaus und öffnet ihren Blick für einen Kulturraum, dessen geschichtlich gewachsene Gesellschaftsstrukturen und Wertvorstellungen einerseits von denen Europas erheblich abweichen, im Zeitalter der Globalisierung aber in einer sich verstärkenden Wechselbeziehung zur westlichen Kultur stehen.

Das Unterrichtsfach Chinesisch ist in Schleswig-Holstein noch ein vergleichsweise junges Fach und hat zum Ziel, die Ausbildung von kommunikativen Fertigkeiten und die Erweiterung der interkulturellen fremdsprachlichen Handlungsfähigkeit, die mit der ersten und gegebenenfalls zweiten Fremdsprache bereits eingeleitet wurde, zu erreichen.

Dies geschieht über die Entwicklung von funktional kommunikativen, methodischen und interkulturellen Kompetenzen, die beim Erlernen dieser distanten, außereuropäischen Sprache wie Chinesisch allerdings noch weitere Facetten umfassen als beim Erlernen europäischer, also affiner Fremdsprachen, deren Schriftsysteme auf einer phonologische Konzeption beruhen und die aufgrund ihrer Verwandtschaft über zahlreiche Lehnwörter verfügen.

Chinesischunterricht schafft wie jeder Fremdsprachenunterricht die Basis für Mehrsprachigkeit sowie für Verstehen und Verständigung bei Begegnungen mit Menschen in China und anderen (überwiegend oder auch) chinesischsprachigen Regionen und Ländern wie Taiwan, Hongkong, Macao, Singapur und anderen Ländern Südostasiens. Chinesisch wird 2022 von mehr als 1,3 Milliarden Menschen als Muttersprache und weiteren 200 Millionen Menschen als Zweitsprache gesprochen.

Chinas Aufbruch in die Moderne in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und insbesondere der rasante wirtschaftliche Aufschwung seit dem Beginn der Öffnungspolitik Ende der 1970-er Jahre haben das Land immer stärker in den Fokus der westlichen Wahrnehmung gerückt. Hierbei oft nur auf den Bereich der Wirtschaft reduziert, umfasst die Modernisierung von Staat und Gesellschaft Chinas aber auch die Bereiche der Politik, der Wissenschaft und der Kultur. Chinas Selbstverständnis wurzelt in seiner 5000-jährigen Kulturgeschichte, woraus es – nach einer Unterbrechung von 150 Jahren im 19. und 20. Jahrhundert – seinen Anspruch auf eine führende wirtschaftliche und politische Rolle im 21. Jahrhundert ableitet, nicht nur als große Regionalmacht in Ostasien, sondern auch im globalen Kontext.

Für die Partnerländer Chinas, zu denen auch Deutschland seit fast 50 Jahren zählt, stellt es sich auf der politischen Ebene oftmals als schwierig dar, mit diesem wiedererstarkten Selbstbewusstsein umzugehen. In wirtschaftlicher Hinsicht bietet der Produktionsstandort und Handelsplatz China nicht nur jungen Menschen aus dem Ausland die Chance auf eine erfolgreiche Berufskarriere, sondern chinesische Investoren sind ihrerseits in verstärktem Maß auch in Europa aktiv und tragen somit dazu bei, auch in Deutschland Arbeitsplätze zu schaffen und zu sichern. Wer allerdings mit chinesischen Kooperationspartnern - in welchem Bereich auch immer - langfristig erfolgreich zusammenarbeiten will, von dem wird von chinesischer Seite zunehmend erwartet, dass er auch seinerseits interkulturelle und sprachliche Kompetenzen vorweisen kann.

Auch die Zahl chinesischsprachiger MigrantInnnen steigt in Deutschland, so dass eine intensivere Auseinandersetzung mit der chinesischen als einer außereuropäischen Kultur empfehlenswert ist. Kinder und Jugendliche aus dieser Bevölkerungsgruppe bereichern den Chinesischunterricht durch ihr besonderes sprachliches und kulturelles Potenzial.

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