Ausbildung im Fach Deutsch

Das Fach Deutsch ist von zentraler Bedeutung für die allgemeine Bildung. Von den Schülerinnen und Schülern wird erwartet, dass sie nicht nur in diesem, sondern in al­len anderen Schulfächern lesen, schreiben, sprechen und zuhören und vor allem in den Sekundarstufen mit komplexeren Texten so­wie Kommunikationssituationen umgehen und Sprache reflektieren können. Spezifisch erschließt das Fach bedeutsame Inhalte für die Persönlichkeitsentwicklung, Weltsicht und das Menschenbild, für ge­gen­­wärtige oder künftige gesellschaftliche Herausforderungen auf der Basis des kulturellen Erbes und ästhetischer Vorstellungen. In der Sekundarstufe II stehen der Ein­fluss von Literatur, Sprache, Kommunikation und Medien auf das Bild von Wirklichkeit und das individuelle sowie kollektive Welt­wissen im Mittel­punkt.

Die Fachanforderungen Deutsch, die die Bildungsstandards der KMK zur Grundlage haben, geben hier­­­für den verbindlichen Rahmen vor. Sie bestimmen auch die Ausbildung im Fach Deutsch, die wie­derum auf den allgemeinen Ausbildungsstandards aufbaut. Bei der Gestaltung des Unterrichts sind alle drei Anforderungsbereiche der KMK-Bildungsstandards zu berücksichtigen. Lern­prozess­beglei­tende Diagnostik und Leistungsüberprüfung sowie Evalua­tion des eigenen Unterrichts gehören eben­so zur fachspezifischen Handlungskompetenz wie Diffe­ren­zie­rungs­methoden. Die Lehr­kräf­te im Vor­be­reitungsdienst kennen und nutzen außerdem den Leis­tungs­nach­weis-, LRS- und Nieder­deutsch-Erlass, die Verordnung zum Nach­teilsausgleich und die schul­­­art­spezifischen Vorgaben, wie die für das Zentralabitur. Sie kooperieren mit außerschulischen fachbezo­genen Institutionen, zum Beispiel Bü­che­reien, Theatern und Museen.

Die fachspezifische Hand­lungskompetenz erfordert auf der Basis der aktuellen Fachdidaktik eine the­men­orientierte Inte­gration der vier Kompetenzbereiche Sprechen und Zuhören, Schreiben, Lesen – mit Texten und  Me­dien umgehen sowie Sprache und Sprachgebrauch untersuchen, da die deutsche Sprache zugleich Me­dium und Gegenstand des Unterrichts ist. Für Deutsch-Lehrkräfte er­gibt sich die Notwendigkeit einer kontinuierlich wechselnden Schwerpunktsetzung bei den Kompe­tenz­bereichen, die die Komplexität der Aneignung gezielt entlastet, Fähigkeiten partikular schult sowie in der An­wen­­dung wieder verschränkt und die dabei deren spiralcurricularen Auf­bau im Blick behält. Dieses Prinzip spiegeln auch die Ausbildungsveranstaltungen wi­der, deren Themen sich entwicklungs- und schulartbezogen in die vier Kompetenzbereiche aufsplitten und deren Schwerpunkte in den Fokus nehmen, ohne sie zu isolieren. Somit begründen sie eine fachkompetente Planung sowie Umsetzung von Unterricht und betonen die Prinzipien einer inklusiven Schule, ausgereiften Differenzierung und kontinuierlichen Sprachbildung.

Für einen inklusiven Deutschunterricht, der in stark heterogenen Gruppen alle Kin­der und Jugend­lichen erreicht, sind außerdem die didaktische Reduktion, die didaktische Route und das Modulieren offener wie auch modifizierter Aufgaben kon­­-sti­tuie­rend. Die Materialien werden daran angepasst und schrittflexibel eingesetzt. Zudem unterstützt der Wechsel zwischen instruktivem und handlungs­orientiertem Vorgehen, das die Unterrichtsphasen und -anforderungen transparent macht, alle Ler­nertypen. Dies wird in der Ausbildung umfassend und zielgerichtet angeregt und prägt alle Aus­bil­dungsveranstaltungen.

Dem Deutschunterricht liegt ein weiter Text­begriff zugrunde, der sich nicht nur auf lite­rale Tex­turen, sondern auch auf Sach-, rhetorische oder diskontinuier­liche Texte bezieht. Er umfasst zudem Medien, das heißt Filme, Hör­­spiele, Grafiken, Bilder und unterschiedliche auditive oder audiovisuelle Formen sowie gespro­che­ne Spra­che. Daraus folgt ein analytisch-diskursives wie handelnd-produk­ti­ves symmediales Vor­gehen, womit die Didaktik im Wissen um die mediale Konstituiertheit des Deutsch­unterrichts sprach­liche und literarische Bildungser­fahrun­gen in vielfältigster medialer Form ermöglichen will und dies auch in der Ausbildung exem­plarisch vermittelt. Ein symmediales Vorgehen vermeidet das beliebige Nebeneinander von digitalen media­len Optionen und bezieht alte wie neue Medien mit dem Ziel eines didaktischen Mehr­werts spezi­fisch aufei­nan­der. Dies geschieht beispiels­weise im Zusammen­spiel von Medien oder zur Gestal­tung, Produktion, Analyse, Rezeption, Reflexion und Kom­muni­ka­tion. Damit verbindet sich der Auftrag zur Medienanalyse und -kritik.

Qualitätsmerkmale der durchgängigen Sprachbildung sind konzeptioneller Bestandteil aller Unter­richtsfächer, auch des Deutschunterrichts. Dieser berücksichtigt und fördert über die traditionelle Kernbeschäftigung mit Sprache hinaus individuelle Sprachbildungsprozesse sowie Verstehens­kon­zepte und baut explizit einen spezifischen Fachwortschatz auf. Bedeutung und Anwendung der ver­schiedenen Sprachregister (Alltags-, Bildungs- und Fachsprache) sollen sich in den Ausbildungsver­an­stal­tungen für die verschiedenen Kompetenzbereiche vermitteln, werden reflektiert und bei der Unterrichtsplanung und –gestaltung umgesetzt, entsprechend auch beim Entwickeln von Aufgaben. Die Ausbildung arbeitet darauf hin, dass die Deutschlehrkräfte schriftlich und mündlich sowohl sprach­­vorbildlich, transparent als auch flexibel in den Registern agieren – mit dem Ziel, alle Bildungs­potentiale ihrer Schülerinnen und Schüler zu aktivieren und differenziertes Sprachhandeln anzulegen.

 

Inhalte der Module Gymnasium und Gemeinschaftsschule (Sek. I + II)

 

Modul A1

Aufgabenentwicklung und Leistungsermittlung

  • Aufgabenformate und ihre Rolle im Unterricht (unter Berücksichtigung der durchgängigen Sprachbildung)
  • Leistungsermittlung und -dokumentation, VERA
  • Konzeption von Leistungsnachweisen, Anforderungsbereiche
  • Korrektur und Bewertung
  • Individualisierung und Differenzierung
  • Schulinternes Fachcurriculum

 

Modul A2

Mündliches Sprachhandeln

  • Diagnostik
  • Sprachkonzepte
  • Kommunikationskompetenz und durchgängige Sprachbildung
  • Methodische Förderung der Argumentations- und Debattierkompetenz
  • Vortragen und Präsentieren
  • Unterrichtssprache und Sprachregister

 

Modul A3

Schreibkompetenzen entwickeln und fördern

  • Schreibkompetenz - Diagnose, Förderung und Entwicklung
  • Schreibprozesse und Schreibkompetenzmodelle
  • Phasen des Schreibprozesses - Schreiben initiieren, Überarbeitungsverfahren
  • Schreibaufgaben
  • Scaffolding sprachlicher Mittel im Schreibprozess und –produkt
  • Leistungsermittlung und –beurteilung im Schreibprozess

 

Modul A4

Lyrik und Drama in der Sek. II

  • Literaturdidaktische Grundpositionen und Ästhetik
  • Dramatische bzw. lyrische Konzepte - exemplarische didaktische Reduktion
  • Fachsprache
  • Methodischer Umgang mit dramatischen und lyrischen Texten
  • Semesterpläne, Unterrichtseinheiten und Gattungsspezifik
  • Theater und Inszenierungskonzepte

 

Modul A5

Lesesozialisation und literarisches Leben

  • Lesekompetenzmodelle
  • Lesekompetenz - Diagnose, Förderung und Entwicklung
  • Lesestrategien und –techniken
  • Ebenen des Textverstehens – durchgängige Sprachbildung
  • Literarisches Leben

 

Modul B1

Rezeptiver und produktiver Umgang mit pragmatischen Texten

  • Rolle der Medienkunde und Spezifik rhetorischer Texte
  • Adressatenbezogene Schreibformen und Materialstützung
  • Abiturvorbereitung und Korridorbezug
  • Aufgabenmodulation und Korrekturbögen
  • Leistungsmessung und -bewertung

 

Modul B2

Sprechen und Zuhören

  • Fachdidaktische Grundpositionen
  • Didaktik des Hörens
  • Hörverstehen und durchgängige Sprachbildung
  • Entwicklung und Förderung der Hörkompetenz
  • Hören im Rechtschreibunterricht
  • Literatur/Texte hörbar machen

 

Modul B3

Schreibkompetenzen Sek. II

  • Schreibkompetenz für komplexe Formen – Diagnose, Förderung, Entwicklung
  • Schreibprozesse in der Oberstufe
  • Didaktik der Textprozeduren
  • Untersuchendes Schreiben als zentrale Form
  • Aufgabenmodulation und Korrekturbögen
  • Leistungsermittlung und -bewertung

 

Modul B4

Rechtschreiben als integrativer Bestandteil des Deutschunterrichts

  • Theoretische und fachliche Grundlagen des Rechtschreibunterricht
  • Methoden des Rechtschreiblernens
  • Integration von Grammatik
  • Diagnoseverfahren und Diagnostik im Rechtschreibunterricht
  • LRS
  • Leistungsermittlung und –bewertung im Rechtschreibunterricht

 

Modul B5

Prosa und Jugendliteratur Sek. II

  • Literaturdidaktische Grundpositionen und Ästhetik
  • Anwendung von Erzähltheorien und Interpretationsmethoden
  • Auswahl von Ganzschriften (zur durchgängigen Sprachbildung)
  • Reflexionsmethoden (Portfolio etc.)
  • Semesterpläne, Unterrichtseinheiten und Gattungsspezifik
  • Medien/Film und Literatur
  • Inklusive Aspekte bei der Textauswahl

 

Modul C1

Schreibkompetenzen Sek. II

  • Narratives, gestaltendes und freies Schreiben
  • Schreibprozess und -coaching: Schwerpunkt Überarbeiten, Stilistik
  • Schreiben im handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterricht
  • Aufgabenmodulation
  • Aspekte der Leistungsermittlung

 

Modul C2

Umgang mit Literatur  

  • Literarturdidaktische Grundpositionen
  • Didaktik der Gattungen und Kanondiskussion
  • Kinder- und Jugendliteratur - Auswahl von Ganzschriften
  • Methodische Möglichkeiten und durchgängige Sprachbildung
  • Handlungs- und produktionsorientierter Umgang mit Literatur
  • Theaterdidaktik und integrative Ansätze

 

Modul C3

Sprache und Sprachgebrauch untersuchen

  • Fachdidaktische Grundsätze und Modelle (Feldermodell u. a.)
  • Integrativer und funktionaler Grammatikunterricht
  • Rolle und Leistungen der Sprachregister (durchgängige Sprachbildung)
  • Leistungsermittlung und –beurteilung versus individuelle Sprachprozesse

 

Modul C4

Medien im Deutschunterricht

  • Medienerziehung und Medienkompetenz
  • Medienanalyse und Medienkritik
  • Konzepte des Umgangs und Einsatzes von Medien
  • Medienintegrativer und symmedialer Unterricht

 

Modul C5

Sprachbildung und Kompetenzaufbau

  • Durchgängige Sprachbildung bei der Textauswahl
  • Alltags-, Fach- und Bildungssprache
  • Spiralcurricularer Kompetenzaufbau im DU
  • Schulinternes Fachcurriculum als Planungs- und Steuerungsinstrument der Qualitätsentwicklung im DU

 

Modul Niederdeutsch - Ergänzendes Pflichtmodul

  • Sprachgeschichte
  • Sprach- und Lautentwicklung
  • Geschichtlicher Hintergrund
  • Didaktik
  • Methodische Möglichkeiten