Wenn Philosophen, gesellschaftliche Akteure oder historische Personen über Raum und Zeit hinweg diskutieren
Unterrichtsmaterialien mit KI im GeWi-Unterricht
Einleitung
Argumentieren und Urteilen sind zentrale Elemente des gesellschaftswissenschaftlichen Unterrichts. Hierfür sind wir in unterschiedlichsten Kontexten auf anregende Materialien angewiesen. Dieses Beispiel zeigt, wie KI auf eine neue Art und Weise Arbeitsmaterial erzeugen kann, das Schülerinnen und Schüler animiert, verschiedene Positionen einzunehmen, zu korrigieren und zu bewerten.
Um dieses Material zu erzeugen, werden passende Prompts formuliert (siehe Beispiele). ChatGPT oder Bing-Chat erzeugen (in Echtzeit) Dialoge, die mit verschiedenen Argumenten und Beispielen angereichert werden, wobei Bing zusätzlich die verwendeten Internetquellen angibt. SuS können nun die Dialoge aus der jeweiligen Fachperspektive analysieren und die Argumentation der Dialogpartnerinnen und -partner überprüfen und bewerten. Im nächsten Schritt können die SuS die Argumentation konkretisieren, korrigieren und ergänzen. Dieses Beispiel zeigt, wie KI als fachtypisches Denkwerkzeug für das fachliche Lernen produktiv genutzt werden kann.
Ziele
Nutzung der KI
ChatGPT oder Bing-Chat erstellen (live) einen Dialog, den man im Unterricht als Arbeitsmaterial nutzen kann.
Unterricht
Die Schülerinnen und Schüler …
… können den fiktiven Dialog auf inhaltlicher Ebene mit Bezug auf ihr Fachwissen oder mithilfe einer Recherche überprüfen und ggf. korrigieren und ergänzen.
… können den von der KI gestalteten Dialog auf inhaltlicher und gestalterischer Ebene und somit die Qualität des KI-Textes bewerten.
KI-Dialoge im Unterricht
Variante A
Falls es in der Schule keinen Internetzugang gibt, kann die Lehrkraft den Dialog im Vorfeld von der KI erstellen lassen und wie gewohnt als Arbeitsmaterial nutzen. Gleichwohl ist es sinnvoll, nicht nur den Text zu kopieren, sondern Screenshots oder einen Screencast vom Dialog zu zeigen, um den Prozess des Generierens nachempfinden zu lassen.
Variante B
Einen deutlich eindrucksvolleren Effekt erlangt man, wenn man den Dialog live vor der Klasse von der KI schreiben lässt. Die Schülerinnen und Schüler können den Dialog in Echtzeit verfolgen und sehen, wie die KI Texte generiert. Man kann ggf. den Dialog durch weitere Prompts gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern fortführen, deren Fragen aufgreifen und zeigen, wie die Art der Fragestellung das Ergebnis beeinflusst bzw. präzisiert.
Beachten Sie, dass die Ergebnisse nie gleich sind. Testen Sie im Vorfeld Ihren Prompt und wiederholen Sie den Vorgang, um den Prompt ggf. zu optimieren. Den optimierten Prompt können Sie nun im Unterricht nutzen, auch wenn das Ergebnis leicht abweichen wird. Für den Fall, dass die KI-Anwendung nicht erreichbar ist, sollte man zur Sicherheit Screenshots oder sogar einen Screencast von einem vorherigen Versuch parat haben.
Ablaufskizze (Vorschlag für Variante B)
Die Schülerinnen und Schüler haben sich mehrere Stunden mit Thema XY befasst und nutzen ihr erworbenes Wissen, um einen KI-Dialog zu analysieren, zu korrigieren und zu bewerten.
- Die Lehrkraft lässt vor der Klasse die KI einen Dialog schreiben (Prompt wurde vorher getestet).
- Die Schülerinnen und Schüler überprüfen den Dialog, indem Sie die Argumente untersuchen und ggf. korrigieren und ergänzen.
- Die Schülerinnen und Schüler bewerten die Qualität des Dialogs auf inhaltlicher und gestalterischer Ebene (siehe Impulse zur Reflektion).
- Die Schülerinnen und Schüler formulieren auf Grundlage ihrer Ergebnisse weitere Prompts, um den Dialog fortzuführen.
Aufgaben und Impulse für die Reflektion
Aufgaben
- Überprüfe die Argumentation des Dialogs. Korrigiere, wenn nötig, die Argumentation und formuliere weitere Argumente für die Dialogpartnerinnen und -partner.
- Bewerte den Dialog auf inhaltlicher und auf gestalterischer Ebene.
Impulse
- Inhalt: Gibt es Argumente, die du nicht überprüfen kannst?
- Haltung: Stimmt die Haltung der Dialogpartnerinnen und -partner mit deiner Wahrnehmung dieser Person überein?
- Sprache: Passt die Sprache zu den jeweiligen Dialogpartnerinnen und -partnern?
- Wird eine Position bevorzugt?
- Wie realistisch sind die Antworten/ die Aussagen der Dialogpartnerinnen und -partner?
Beispiele für Prompts bei ChatGPT
Folgende Prompts können bei ChatGPT formuliert werden:
- „Schreibe einen Dialog zwischen einer Klimaaktivistin und einem Klimaskeptiker zum Einfluss des Menschen auf den Klimawandel. Beide nutzen für die Argumentation auch Quellen und Zitate.“
- „Schreibe einen Dialog zwischen Wilhelm I. und Bismarck zur Bündnispolitik. Sie diskutieren dabei mögliche Chancen und Risiken.“
- „Schreibe einen Dialog, in dem Kant und Hegel über die Natur der menschlichen Vernunft diskutieren. Beide nutzen für Ihre Argumente Zitate aus ihren Werken.“
- „Schreibe einen Dialog zwischen zwei Personen über die Sozialen Marktwirtschaft und die Schere zwischen Arm und Reich. Sie nutzen konkrete Beispiele (Zahlen, Daten, Fakten) und Quellen, um die Argumente zu stützen.“
Beispiele für Dialoge als Unterrichtsmaterial im GeWi-Unterricht
Hier finden Sie die erstellten Dialoge, die ChatGPT auf Grundlage der Prompts erstellt hat. Bedenken Sie, dass Ihre Ergebnisse davon abweichen werden, wenn Sie die Prompts verwenden, da ChatGPT die Texte stets neu generiert.
Differenzierung: Sie können ChatGPT bitten, den erstellten Dialog in einfacherer Sprache zu verfassen.
Beispiel 1: Klimawandel (erstellt mit ChatGPT)
Der Dialog zwischen einer Klimaaktivistin und einem Klimaskeptiker lädt dazu ein, die Relevanz der erwähnten Studien und Personen zu überprüfen. Weiterführend kann mit den Schülerinnen und Schülern der Punkt diskutiert werden, ob das Argument der Klimaaktivistin hier funktioniert, wenn es dem Skeptiker nicht um Mehrheiten in der Wissenschaft geht. Wie könnte sie überzeugen?
Schreibe einen Dialog zwischen einer Klimaaktivistin und einem Klimaskeptiker zum Einfluss des Menschen auf den Klimawandel. Beide nutzen für die Argumentation auch Quellen und Zitate.
Klimaaktivistin: Hallo, ich bin eine Klimaaktivistin und ich denke, dass der Mensch eine entscheidende Rolle im Klimawandel spielt. Was denkst du darüber?
Klimaskeptiker: Ich bin ein Klimaskeptiker und ich denke, dass der Klimawandel hauptsächlich von natürlichen Faktoren verursacht wird. Die Menschheit hat nur einen geringen Einfluss darauf.
Klimaaktivistin: Das stimmt nicht. Zahlreiche wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass der Anstieg der Treibhausgase, die von menschlichen Aktivitäten wie dem Verbrennen von fossilen Brennstoffen stammen, der Hauptgrund für den Klimawandel ist. Eine Studie des Weltklimarates (IPCC) hat zum Beispiel gezeigt, dass der menschliche Einfluss auf den Klimawandel zu 95% wahrscheinlich ist.
Klimaskeptiker: Aber es gibt auch Wissenschaftler, die sagen, dass der menschliche Einfluss auf den Klimawandel überschätzt wird. Eine Studie von Professor Richard Lindzen von der MIT hat gezeigt, dass der Klimawandel nicht so schlimm sein wird, wie viele behaupten.
Klimaaktivistin: Das ist eine veraltete Studie. Es gibt zahlreiche andere Studien, die das Gegenteil beweisen. Eine Studie der NASA hat zum Beispiel gezeigt, dass die Temperatur auf der Erde seit 1880 um etwa 1,1 Grad Celsius gestiegen ist, und dass menschliche Aktivitäten der Hauptgrund dafür sind.
Klimaskeptiker: Aber was ist mit den Zeiten vor der Industrialisierung? Da gab es auch Klimaschwankungen.
Klimaaktivistin: Ja, das stimmt. Aber die Klimaschwankungen in der Vergangenheit waren viel langsamer und weniger ausgeprägt als die, die wir heute sehen. Eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung hat gezeigt, dass der Klimawandel in den letzten Jahrzehnten viel schneller vorangeschritten ist als in den letzten 2.000 Jahren.
Klimaskeptiker: Aber was ist mit der Tatsache, dass es auch Wissenschaftler gibt, die sagen, dass der Klimawandel nicht so schlimm ist?
Klimaaktivistin: Es gibt immer eine Minderheit von Wissenschaftlern, die eine abweichende Meinung haben. Aber die überwiegende Mehrheit der Wissenschaftler ist sich einig, dass der Mensch einen entscheidenden Einfluss auf den Klimawandel hat. Es gibt einfach zu viele Daten und Studien, die das beweisen.
Klimaskeptiker: Okay, ich werde darüber nachdenken. Vielen Dank für die Informationen.
Beispiel 2: Wilhelm I. und Bismarck zur Bündnispolitik (erstellt mit ChatGPT)
Der 1871 gegründete deutsche Nationalstaat bildete außenpolitisch eine wichtige neue Macht in der Mitte Europas. Daher war es das Ziel des Reichskanzlers Otto von Bismarck, das Deutsche Reich mit Hilfe einer komplexen Bündnispolitik, die gute und nicht einseitige Verbindungen zu allen europäischen Mächten außer Frankreich einhielt, in das internationale Staatensystem einzubinden und so den europäischen Frieden zu sichern. Die Schülerinnen und Schüler können dazu angeregt werden, zu überprüfen, ob im Dialog beide Gesprächspartner alle Argumente und Bündnisaspekte diskutieren. Passt die Argumentationsweise zu den beiden Zeitgenossen oder hätte der Dialog anders geführt werden müssen, um historisch authentisch zu erscheinen?
Hinweis: Der Dialog wurde durch einen weiteren Prompt fortgeführt.
Schreibe einen Dialog zwischen Wilhelm I. und Bismarck zur Bündnispolitik. Sie diskutieren dabei mögliche Chancen und Risiken.
Wilhelm I: Guten Tag, Herr Bismarck. Ich wollte mit Ihnen über unsere Bündnispolitik sprechen. Was denken Sie über die Möglichkeit von Bündnissen mit anderen Ländern?
Bismarck: Guten Tag, Eure Majestät. Es freut mich zu hören, dass Sie über unsere Bündnispolitik nachdenken. Es gibt Chancen und Risiken bei der Bildung von Bündnissen. Welches Land haben Sie denn im Sinn?
Wilhelm I: Ich dachte an Österreich-Ungarn oder Russland. Welches dieser Länder könnte uns am meisten helfen?
Bismarck: Beide Länder haben ihre Vor- und Nachteile. Österreich-Ungarn könnte uns im Falle eines Konflikts mit Frankreich helfen, da sie sich auch Sorgen um den Aufstieg Frankreichs machen. Allerdings sind sie auch selbst von inneren Konflikten geplagt und könnten unsere Pläne behindern.
Wilhelm I: Und was ist mit Russland?
Bismarck: Russland könnte uns bei einem Konflikt mit Großbritannien oder Frankreich unterstützen, da sie eine starke Armee haben. Aber ihre Interessen und Ziele sind oft unklar und unberechenbar. Wir sollten auch bedenken, dass ein Bündnis mit Russland den Verdacht auf uns als Aggressor richten könnte.
Wilhelm I: Das sind wichtige Überlegungen. Welches Land würden Sie empfehlen?
Bismarck: Ich denke, es wäre am besten, sich auf kein Bündnis festzulegen, sondern stattdessen eine Politik der Bündnisfreiheit zu verfolgen. Wir sollten uns darauf konzentrieren, unsere eigene Armee zu stärken und diplomatische Beziehungen zu anderen Ländern zu pflegen. Wenn wir eine Bündnispolitik verfolgen, sollten wir uns nur auf kurzfristige Ziele konzentrieren und nicht auf langfristige Bündnisse verlassen.
Wilhelm I: Ich verstehe. Vielen Dank für Ihre Einschätzung, Herr Bismarck. Wir werden unsere Politik in dieser Angelegenheit überdenken.
Bismarck: Es war mir eine Ehre, Eure Majestät. Ich stehe Ihnen immer zur Verfügung, wenn Sie meine Beratung benötigen.
Sie diskutieren noch weitere Bündnisse.
Wilhelm I: Nun, was ist mit Italien? Sie haben auch ein Interesse an der Schwächung Frankreichs.
Bismarck: Ja, Italien könnte eine nützliche Ergänzung sein, aber wir sollten uns daran erinnern, dass Italien noch ein relativ junger Staat ist und politisch instabil sein könnte. Wir sollten uns auch daran erinnern, dass Italien möglicherweise eigene Interessen verfolgt, die nicht unbedingt mit unseren übereinstimmen.
Wilhelm I: Verstehe. Und was ist mit Großbritannien? Sie haben eine starke Flotte und könnten uns im Falle eines Konflikts auf See unterstützen.
Bismarck: Das ist eine schwierige Frage, Eure Majestät. Großbritannien ist ein starkes Land mit globalen Interessen und hat traditionell eine Politik der Bündnisfreiheit verfolgt. Es ist unwahrscheinlich, dass sie in irgendein Bündnis eingebunden werden möchten, das ihre politische Unabhängigkeit beeinträchtigt. Wir sollten uns stattdessen auf die Pflege von Handelsbeziehungen konzentrieren und versuchen, eine politische Zusammenarbeit zu erreichen, wo dies möglich ist.
Wilhelm I: Ich verstehe. Vielen Dank, Herr Bismarck. Es ist gut, diese Dinge gründlich zu durchdenken, bevor wir eine Entscheidung treffen.
Bismarck: Ja, Eure Majestät. Es ist wichtig, dass wir unsere Bündnispolitik mit Bedacht angehen, um sicherzustellen, dass wir die Interessen unseres Landes bestmöglich vertreten.
Beispiel 3: Natur der menschlichen Vernunft (erstellt mit ChatGPT)
Kant und Hegel sprechen in diesem Beispiel über die Natur der menschlichen Vernunft. Die erwähnten Textstellen könnten zum einen überprüft und ggf. ergänzt werden und zum anderen Anregung für eine weiterführende Diskussion in der Klasse sein.
Schreibe einen Dialog, in dem Kant und Hegel über die Natur der menschlichen Vernunft diskutieren. Beide nutzen für Ihre Argumente Zitate aus ihren Werken.
Kant: Guten Tag, Herr Hegel. Wie geht es Ihnen?
Hegel: Guten Tag, Herr Kant. Mir geht es gut, danke. Wie geht es Ihnen?
Kant: Mir geht es auch gut. Ich habe mich gefragt, ob wir über die Natur der menschlichen Vernunft sprechen könnten.
Hegel: Das ist ein interessantes Thema. Ich denke, dass die Vernunft ein zentraler Bestandteil des menschlichen Wesens ist. Wie sieht das für Sie aus?
Kant: Ich stimme zu. Die Vernunft ist das Merkmal, das uns von anderen Tieren unterscheidet. In meiner Kritik der reinen Vernunft habe ich geschrieben: "Die Vernunft ist die höchste Gerichtshöfeinstanz, der wir uns bei allen Streitigkeiten unterwerfen müssen."
Hegel: Das ist eine sehr starke Aussage. Ich stimme zu, dass die Vernunft eine wichtige Rolle spielt, aber ich denke, dass sie nicht alles sein kann. In meiner Phänomenologie des Geistes schrieb ich: "Das Unvernünftige ist das Andere, das äußerliche Moment des Denkens."
Kant: Aber die Vernunft ist unabhängig von unseren Empfindungen und Erfahrungen. In meiner Kritik der praktischen Vernunft schrieb ich: "Die Vernunft erhebt uns über die Bedingungen der sinnlichen Welt."
Hegel: Ich denke, dass die Vernunft nicht unabhängig von unseren Erfahrungen sein kann. In meiner Wissenschaft der Logik schrieb ich: "Die Vernunft ist die Zusammenfassung der Erfahrungen, die wir gemacht haben."
Kant: Aber die Vernunft gibt uns auch die Möglichkeit, über unsere Erfahrungen hinauszugehen. In meiner Kritik der Urteilskraft schrieb ich: "Die Vernunft hat die Fähigkeit, das Denken über die Grenzen der Erfahrung hinaus zu führen."
Hegel: Ich denke, dass wir uns in diesem Punkt nicht einig sind. Aber ich denke, dass wir beide zustimmen können, dass die Vernunft eine entscheidende Rolle im menschlichen Wesen spielt.
Kant: Ja, das denke ich auch. Es war eine interessante Diskussion, Herr Hegel.
Hegel: Ja, das war es. Vielen Dank für den Austausch, Herr Kant.
Beispiel 4: Soziale Marktwirtschaft und die Schere zwischen Arm und Reich (erstellt mit ChatGPT)
Dieser Dialog kann ein guter Ausgangspunkt sein, um mithilfe einer vertiefenden Recherche eine umfassendere Diskussion zu erstellen. Die genannten Fakten und Zitate können überprüft und ergänzt und die jeweiligen Perspektiven geschärft werden.
Hinweis: Der Dialog wurde durch einen weiteren Prompt fortgeführt.
Schreibe einen Dialog zwischen zwei Personen über die Sozialen Marktwirtschaft und die Schere zwischen Arm und Reich. Sie nutzen konkrete Beispiele (Zahlen, Daten, Fakten) und Quellen, um die Argumente zu stützen.
Person 1: Hey, hast du schon einmal von der Sozialen Marktwirtschaft gehört?
Person 2: Ja, schon ein wenig. Was möchtest du dazu sagen?
Person 1: Ich finde, dass die Soziale Marktwirtschaft eine gute Idee ist, aber sie hat auch ihre Schwächen. Zum Beispiel gibt es eine wachsende Schere zwischen Arm und Reich.
Person 2: Das stimmt, aber ich denke, das Problem liegt nicht unbedingt bei der Sozialen Marktwirtschaft an sich, sondern bei der Art und Weise, wie sie umgesetzt wird.
Person 1: Wie meinst du das?
Person 2: Zum Beispiel gibt es viele Steuervergünstigungen für Unternehmen und Vermögende, während gleichzeitig soziale Leistungen wie Arbeitslosengeld oder Hartz IV gekürzt werden. Das führt dazu, dass die Reichen immer reicher werden, während die Armen immer ärmer werden.
Person 1: Das ist ein guter Punkt. Aber es gibt auch positive Entwicklungen. Zum Beispiel hat sich die Arbeitslosigkeit in den letzten Jahren verringert.
Person 2: Ja, das ist richtig. Aber wenn man genauer hinsieht, gibt es immer noch viele Menschen, die trotz Arbeit arm sind. Laut dem Armutsbericht 2021 sind in Deutschland mehr als 9 Millionen Menschen armutsgefährdet. Das ist fast jeder zehnte Einwohner.
Person 1: Das ist wirklich schockierend. Aber ich denke, dass es auch viele Maßnahmen gibt, um die Schere zwischen Arm und Reich zu verringern. Zum Beispiel könnte man die Steuervergünstigungen für Unternehmen und Vermögende reduzieren und das Geld in soziale Projekte investieren.
Person 2: Ja, das wäre sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung. Aber letztendlich müssen wir uns als Gesellschaft auch darüber im Klaren sein, dass wir alle Verantwortung für eine gerechte Verteilung tragen. Jeder Einzelne kann dazu beitragen, indem er zum Beispiel bei nachhaltigen Unternehmen einkauft oder sich für eine höhere Besteuerung von Vermögenden einsetzt.
Person 1: Absolut. Es gibt viele Möglichkeiten, um etwas zu bewirken. Aber es ist wichtig, dass wir uns bewusst machen, dass es noch viel zu tun gibt, um eine wirklich gerechte Gesellschaft zu schaffen.
Sie tauschen noch weitere Argumente aus, indem sie Experten zitieren.
Person 2: Ich stimme dir zu. Hierzu möchte ich gerne eine Expertenmeinung von einem Ökonomen zitieren. Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, sagte in einem Interview mit dem Tagesspiegel: "Wir brauchen eine Reform des Steuersystems, die die Belastungen der Mittelschicht verringert und die Einkommensungleichheit reduziert. Wir müssen auch die öffentlichen Investitionen in Bildung, Infrastruktur und Soziales erhöhen, um die Chancengleichheit zu erhöhen und Armut zu bekämpfen."
Person 1: Das ist ein sehr guter Punkt. Ein weiterer Experte, der meine Argumentation unterstützt, ist Christoph Butterwegge, Politikwissenschaftler und Armutsforscher. Er sagte in einem Interview mit dem Deutschlandfunk: "Die soziale Ungleichheit nimmt in Deutschland seit Jahren zu, weil die Umverteilung nicht mehr ausreichend funktioniert. [...] Ein wichtiger Schritt wäre, die Reichen stärker zur Kasse zu bitten. Der Spitzensteuersatz könnte erhöht werden und Vermögende müssten mehr Steuern zahlen."
Person 2: Das sind sehr gute Argumente. Ich denke, wir sind uns einig, dass es Maßnahmen geben muss, um die Schere zwischen Arm und Reich zu verringern und eine gerechtere Gesellschaft zu schaffen. Es ist wichtig, dass wir uns als Gesellschaft bewusst machen, dass jeder Einzelne dazu beitragen kann und sollte, indem er sich für soziale Gerechtigkeit einsetzt und bei Wahlen die Parteien unterstützt, die sich für eine gerechtere Verteilung von Wohlstand einsetzen.