Fachraum

Nicht erst seit den Schulschließungen im Jahr 2020 wird über die Transformation der digitalen Infrastruktur von Schule gesprochen. Beat Döbeli Honegger stellte schon 2017 in seinem Buch Mehr als 0 und 1 fest, dass die Infrastruktur der Schule zunehmend die Bedeutung einer Brücke zwischen den persönlichen Geräten der Schülerinnen und Schüler (BYOD) und dem Internet einnimmt. Schuleigene Endgeräte oder gar Computerräume sind in dieser Utopie gar nicht mehr vorgesehen.

Computerräume

Die Planungen der Schulen gehen in diese Richtung. Selbst wenn an Schulen noch kein BYOD-Konzept umgesetzt wird, steht vermehrt die Frage im Raum, ob Computerräume nicht ebenso wie Sprachlabore aus der Zeit gefallen sind.

Aus fachdidaktischer Sicht, kann die Schule auf die Bereitstellung digitaler Endgeräte für den Informatikunterricht vorerst nicht verzichten. Selbst wenn die Schülerinnen und Schüler mit persönlichen digitalen Endgeräten ausgestattet wären, so stehen auf diesem Weg meist nur Tablets oder Smartphones zur Verfügung. Diese mächtigen Instrumente scheinen für den Fachunterricht anderer Fächer auszureichen, sind für den Informatikunterricht aber nur bedingt einsatztauglich. Für klassische Anwender gibt es zwar - wie man oft liest - für Alles eine App, für Entwickler gilt das aber nicht. Möchte man informatische Artefakte aus allen drei Perspektiven (vgl. Dagstuhl Dreieck / Haus der digitalen Bildung) betrachten, so reichen die Möglichkeiten von Tablets oder Smartphones eben nicht immer aus.

Auch wenn die Tendenz besteht, dass immer mehr Software im Browser zur Verfügung steht und das Betriebssystem für die Installation spezieller Lernsoftware zunehmend unwichtiger wird, verwehren die mobilen Systeme vielfach den Blick auf die technische Funktionsweise. So erlauben beispielsweise mobile Browser in der Regel nicht den Quelltext einer Webseite oder gar die HTTP-Anfragen zu untersuchen. Spätestens bei der Erstellung eigener Programme in einer textbasierten Programmiersprache sind die Möglichkeiten eines Tablets oder Smartphones erschöpft. So lassen sich Interpreter oder Compiler auf diesen Systemen in der Regel nur über Umwege installieren und auch der Arbeitsprozess wird durch den reduzierten Fenstermanager und die fehlenden Peripheriegeräte (Maus und Tastatur) stark behindert.

Raumaufteilung

Die Notwendigkeit eines Desktop-Betriebssystems mit all den dazugehörigen Funktionen bedeutet aber nicht, dass nur ein klassischer Computerraum als Fachraum diese Anforderungen erfüllt. Auch über die Verwendung von Laptops kann der beschriebene Konflikt aufgelöst werden. Darüber hinaus findet moderner Informatikunterricht nicht ununterbrochen unter Verwendung eines Computers statt (vgl. Informatik ohne Strom), so dass bei dem Aufbau eines Fachraums auch die Möglichkeit der Abkehr von diesen Endgeräten berücksichtigt werden sollte.

Um hierfür Raum zu schaffen, kann aus didaktischer Sicht auf die 1:1 Ausstattung mit Desktop-Rechnern ohne Weiteres verzichtet werden. Selbst beim Programmieren kann mit der Methode Pair-Programming hervorragend in Partnerarbeit gearbeitet werden. Für didaktisch und methodisch abwechslungsreichen Informatikunterricht sollte außerdem auf eine Anordnung der Computer in Reihen verzichtet werden, da dieser Aufbau in gewöhnlichen Klassenräumen nur wenig Platz für offene Unterrichtsformen bietet und den Fokus auf die Einzelplatzarbeit lenkt. Eine unter gewöhnlichen Bedingungen optimale Raumaufteilung ist dann erreicht, wenn zum einen die Möglichkeit zum konzentrierter Arbeiten am Computer gegeben ist, zum anderen aber auch unkompliziert zu Gruppenarbeitsphasen ohne Computereinsatz gewechselt werden kann.

In diesem Beispiel aus der Kieler Max-Planck-Schule sind 15 Computerarbeitsplätze an drei Seiten des Raumes angeordnet. An der freien Seite finden Tafel und Projektionsfläche Platz. Die Fläche in der Mitte des Raumes kann für andere Arbeitsformen flexibel genutzt werden. Für klassische Unterrichtsräume ist diese Anordnung die vermutlich einzige, die die o. g. Ansprüche erfüllt.

Weitere Informationen zu der IT-Ausstattung von Schulen erhalten Sie in den Ausstattungsempfehlungen der Medienberatung.