Eigenverantwortliches Lernen

 

Man kann einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken.
                                                                                                                                            Galileo Galilei

 

Worum geht es?
Eigenverantwortliches Lernen (oder: autonomes, selbstreguliertes, selbstgesteuertes Lernen) meint zentral das „Ausmaß, in dem eine Person fähig ist, ihr Lernen - ohne Hilfe anderer Instanzen - zu steuern und zu kontrollieren“ (vgl. Simons, 1992). Eigenverantwortliches Lernen umfasst außerdem „Lernformen, bei denen der Handelnde die wesentlichen Entscheidungen, ob, was, wann, wie und woraufhin er lernt gravierend und folgenreich beeinflussen kann. Zugleich ist selbstgesteuertes Lernen ein wichtiges Mittel, um Leistungsziele zu erreichen.“ (vgl. Weinert, 1982).   
 
Das Schulgesetz findet Anwendung in den Fachanforderungen der einzelnen Fächer. Der Auftrag in allen Fachanforderungen lautet, die Prinzipien zur Förderung des eigenverantwortlichen Lernes umzusetzen.
 
Für die Umsetzung ist die Lehrkraft verantwortlich. Sie soll durch geeignete Maßnahmen:
- Transparenz über Ziele und den Unterrichtsverlauf herstellen,
- für Regeln und Strukturen sorgen,
- Lernprozesse in überschaubare Abschnitte gliedern,
- Feedback geben,
- die Reflexion anleiten.
 
 
Wofür ist es gut?

Schülerinnen und Schüler sollen im Laufe ihrer Schullaufbahn gelernt haben, das eigene Lernen selbst in die Hand nehmen zu können und darauf vorbereitet worden zu sein, lebenslang und motiviert weiter lernen zu können.

SuS werden vorbereitet, eigenverantwortlich zu lernen, wenn sie ...

  • in die Planung und Gestaltung von Unterricht eingebunden sind,
  • selbst ermitteln, was sie schon können,
  • sich selbst erreichbare Ziele setzen,
  • im individuellen Tempo arbeiten,
  • effektive Lern- und Arbeitsstrategien entwickeln,
  • im Team lernen und handeln,
  • sich als Lernpartner unterstützen,
  • sich beim Lernen beobachten und bewerten,
  • die Lernerfahrung reflektieren,
  • beim Lernprozess nachsteuern,
  • das Lernergebnis selbst bewerten,
  • die Lernentwicklung dokumentieren.
Warum ist es sinnvoll?

Durch die verstärkte innere Aktivierung und die Übernahme von Verantwortung für den eigenen Lernprozess wird erworbenes Wissen langfristig und tief verankert. Diese tiefe Verarbeitung ist mit besserem Behalten verbunden und schafft eine günstige Bedingung für den Transfer auf andere Lernsituationen.

Wie geht man vor?
Grundsätze der Unterrichtsgestaltung - Voraussetzungen für eigenverantwortliches Lernen schaffen durch:
- Veränderung der Lehrerrolle
- Vertrauen der Lehrkraft in die Ressourcen der Lernenden
- ein von der Lehrkraft gesteckter Rahmen, der Freiraum und Eigenverantwortung ermöglicht
- gezieltes Training und Pflege von Basiskompetenzen


Checklisten für Lehrkräfte:

Das zentrale überfachliche Ziel von Schule und Unterricht ist es, SuS zum eigenständigen Lernen zu befähigen (vgl. Helmke, S. 205). Dabei ist schrittweise vorzugehen. Um das eigenverantwortliches Lernen zu initiieren, bedarf es einiger wohlüberlegter Schritte, die im Vorfeld von der Lehrkraft bedacht werden sollen. Für Ihre eigene Unterrichtsvorbereitung kann die folgende Broschüre hilfreich sein:

Broschüre „Methoden im Unterricht“

 

Neben dem methodischen Vorgehen ist zu bedenken, was die Lernenden bereits können:

1. Lernausgangslage
und Ziele

Die individuelle Lernausgangslage der SuS feststellen - diagnostische Möglichkeiten einbinden; Ziele festlegen sowie die Zielbeschreibung mit SuS üben; Vorwissen aktivieren

2. Die Arbeit planen

Wo und wie finden SuS Informationen?
Welche Reihenfolge müssen die SuS beachten?
Welche Methoden und Operatoren müssen bekannt sein?

3. Der Arbeitsprozess

Arbeiten die SuS in ihrem eigenen Lerntempo?
Ist die Aufgabe kooperativ oder individuell zu lösen?
Wo bekommen die SuS Hilfe?
Wie wird dokumentiert oder präsentiert?
Sind die Kriterien dafür klar?

4. Die Arbeit reflektieren

Haben die SuS gelernt, ihre Arbeit zu reflektieren?
Sind Instrumente oder Methoden zur Reflexion bekannt?
Sind Möglichkeiten zur Reflexion im Material kenntlich gemacht worden?

5. Die Arbeit rückmelden

Gibt es ein gemeinsames Verständnis von einem lernförderlichem Feedback? (empathisch, konkret, aktivierend)
Sind Instrumente oder Methoden für Feedback bekannt?

6. Die Arbeit dokumentieren

Sind die SuS mit dem Umgang von Arbeitsplänen vertraut?
Sind die SuS mit Lernzielrastern vertraut?
Sind die SuS mit Instrumenten zur Dokumentation, z. B. dem Portfolio vertraut?

 

Schrittfolgen für Schüler*innen:

 

  • Ich setze mir ein Ziel
    • Ich überlege, was ich wissen/können möchte.
    • Ich schreibe meine Überlegung/Ziel auf.
    • Ich sorge dafür, dass ich mein Ziel erreiche.

  • Ich überlege, was ich schon weiß
    • Ich überlege, was ich zum Thema/zur Aufgabe schon weiß.
    • Ich schreibe meine Gedanken auf.
  • Ich plane meine Arbeit
    • Ich gehe an meinen Arbeitsplatz.
    • Ich sorge dafür, dass ich Ruhe habe.
    • Ich überlege, woher ich meine Informationen bekomme.
    • Ich lege eine Reihenfolge fest.
    • Ich beginne mit der Arbeit.
  • Ich bestimme mein Lerntempo
    • Ich schaue auf meine Aufgabe/Ziel.
    • Ich überlege, wieviel Zeit ich brauche.
    • Ich beginne mit der Aufgabe.
    • Ich suche mir Hilfe, wenn ich mit der Arbeit nicht weiterkomme.
  • Ich unterstütze meinen Lernpartner
    • Wir erledigen die Aufgabe gemeinsam.
    • Wir stellen uns gegenseitig Fragen und beantworten diese.
    • Wir kommen gemeinsam zu einem Ergebnis.
  • Ich unterstütze mein Team
    • Wir verteilen die Lernjobs, um die Aufgabe zu lösen.
    • Wir beginnen mit der Arbeit.
    • Wir tauschen uns über die Aufgabe aus.
    • Wir tragen die Ergebnisse zusammen.
    • Wir haben die Aufgabe gemeinsam gelöst.
  • Ich denke über mein Lernen nach (reflektieren)
    • Ich schaue auf mein Ziel/Aufgabe.
    • Ich überlege, ob ich mein Ziel erreicht habe/wie ich die Aufgabe gelöst habe.
    • Wenn ja: ich kann zufrieden sein.
    • Wenn nicht: ich überlege, wobei ich Hilfe brauche und wer mir helfen kann.

  • Ich hole mir eine Rückmeldung (Feedback)
    • Ich teile der Lehrkraft mit, wie ich über meine Arbeit denke.
    • Ich bitte die Lehrkraft, mir etwas zu meiner Arbeit zu sagen (Anregungen, Hilfe…).
    • Ich nehme die Hinweise auf.
    • Ich plane meinen nächsten (Lern)Schritt.
  • Ich dokumentiere meine Arbeit
    • Ich markiere in meinem Arbeitsplan, wie weit meine Arbeit fortgeschritten ist.
    • Ich schreibe in meinem Portfolio/Lernheft auf, was ich geschafft habe.
Wer kann unterstützen?

Themenfeedback Eigenlernzeit - ein spezielles Evaluationsangebot

Um eigenverantwortliches Lernen und Arbeiten zu fördern, setzen zahlreiche Schulen auf entsprechende Unterrichtsangebote, wie Eigen- und Selbstlernzeiten. Um Schulen auch hierbei eine passgenaue Unterstützung mit Hilfe von Evaluation zu bieten, wurde das Themenfeedback Eigenlernzeiten entwickelt.

Ein kurzer Überblick

Allgemeinbildende Schulen aller Schularten können dieses Verfahren in Anspruch nehmen, unabhängig davon, ob bereits spezielle Konzepte an der Schule vorhanden sind oder nicht. Den Schulen stehen grundsätzlich zwei verschiedene Varianten zur Auswahl, je nachdem, ob Eigenlernzeiten bereits Bestandteil des Unterrichtsangebots sind oder diese erst noch eingeführt werden sollen.

Übersicht Themenfeedback Eigenlernzeit

Mit Hilfe verschiedener Instrumente (gezielt vorbereitete Vorgespräche, Schulbesuch inklusive Unterrichtsbeobachtungen, Interviews, Online-Befragungen von Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern sowie Eltern) werden Daten und Beobachtungen gesammelt, zusammengeführt und ausgewertet. Die stärkenbasierte Rückmeldung enthält neben den gewonnenen Eindrücken auch Impulse zu Weiterentwicklungsmöglichkeiten.

 

Ansprechpartnerinnen:

Sie haben Interesse am Themenfeedback Eigenlernzeit oder Fragen zu diesem Verfahren. Dann freuen wir uns, wenn Sie uns ansprechen.

Inka Panitz - Mail: inka.panitz@iqsh.de   Telefon:  0431 5403 217

Stefanie Pein - Mail: Stefanie.Pein@iqsh.landsh.de   Telefon: 0431 5403 101

 

Kurz und knackig: Webinarreihe zur Förderung des eigenverantwortlichen Lernens

Die neuen Kurse sind jetzt online!!

Die Fortbildungsreihe ist modular und bedarfsorientiert angelegt. Es ist eine chronologische Anordnung angelegt, allerdings suchen sich die Kolleginnen und Kollegen die für sie passenden Inhalte aus.

Die einzelnen Webinare haben einen Umfang von 60 Minuten. Im Anschluss an jedes Webinar gibt es eine Webinar-Sprechstunde von bis zu 30 Minuten, in der spezifische Fragen individuell geklärt werden können.

Ziele:

Die Fortbildungsmodule zeigen Wege, wie eigenverantwortliches Lernen (in Distanz und Präsenz) vorbereitet, angeleitet und unterstützt werden kann.

Die Lehrkräfte lernen in diesen Fortbildungen Möglichkeiten kennen:

  • Beziehungen (auch online) aktiv und positiv zu gestalten
  • mit den SuS Lernstrukturen zu erarbeiten
    • Arbeitsmethoden
    • Planung von Lernprozessen
    • Reflexion
  • Rückmeldung wertschätzend und Kriterien geleitet zu gestalten
  • Lernförderliche Aufgaben zu konzipieren, zu gestalten und zu instruieren
  • mit den SuS Strukturen zur Prüfungsvorbereitung zu erarbeiten

Anmelden kann man sich unter: http://www.formix.info/PAE0395



...und hier noch ein Tipp für die Grundschule:

Symbole für Operatoren und Methoden - Jahrgang 1-4

DAB