Schülerfeedback in inklusiven Settings
Hier finden Sie wichtige Hinweise zur Umsetzung des Schülerfeedbacks in inklusiven Settings.
Schülerfeedback in inklusiven Settings
Häufig gestellte Fragen
Hier finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Schülerfeedback für Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Schulleitungen.
Lehrkräfte
Schülerfeedback gibt den Lehrkräften die Möglichkeit, die Sichtweise und Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler zum eigenen Unterricht zu erfragen. Dies kann zur individuellen Unterrichtsentwicklung genutzt werden. Zudem fördert Schülerfeedback die Partizipation sowie die Selbstreflexion der Lernenden und kann die Beziehung zwischen Lehrkraft und Schülerinnen und Schülern stärken.
Situationsbezogene, kurze Rückmeldungen der Schülerinnen und Schüler, wie sie regelmäßig im Unterricht eingesetzt werden, sind essentiell und sollen in jedem Fall beibehalten werden. Der Erlass bezieht sich weniger auf diese Form der Rückmeldungen, sondern regelt die Durchführung eines systematischen Schülerfeedbacks. Dieses kennzeichnet sich dadurch aus, dass:
- ein Auswertungsgespräch mit den Schülerinnen und Schülern erfolgt,
- die Schülerinnen und Schüler ihre Rückmeldung anonym mitteilen können,
- bestimmte Themen (Tiefenstrukturen des Unterrichts, sozial-emotionaler Bereich) vorgegeben sind.
Dadurch soll zum einen sichergestellt werden, dass alle Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit erhalten, offen ihre Meinung zu den Themen mitzuteilen, die besonders wichtig im Kontext der übergeordneten Ziele von Schule sind. Zum anderen soll so erreicht werden, dass die Schülerinnen und Schüler ein Gefühl der Selbstwirksamkeit entwickeln, wenn ihre Rückmeldungen aufgegriffen werden und in spürbaren Veränderungen münden.
Ja, die Durchführung des Schülerfeedbacks ist laut Erlass für alle Lehrkräfte verbindlich. Jede Lehrkraft holt sich Feedback mindestens einmal im Jahr von mindestens zwei Lerngruppen, soweit möglich aus unterschiedlichen Jahrgängen und zu unterschiedlichen Unterrichtsfächern, ein. Lehrkräfte, die mit höchstens 75 % der regelmäßigen Unterrichtsverpflichtung beschäftigt sind, können das Feedback auf eine Lerngruppe begrenzen. Näheres regelt das schuleigene Konzept.
Schülerfeedback spiegelt Wahrnehmungen wider und nicht die objektive Unterrichtsqualität. Schülerinnen und Schüler können z. B. nur begrenzt Rückmeldungen zu fachlichen und didaktischen Entscheidungen geben. Deshalb sollte Schülerfeedback immer als ein wertvolles, aber auch als ergänzendes Verfahren im Prozess der Unterrichtsentwicklung gesehen werden.
Das Feedback soll mittels entsprechender Online-Plattformen erfolgen (z. B. LeOniE.SH), wenn nicht eine andere Form der Befragung (z. B. Minitools) praktikabler ist. Dies kann insbesondere bei sehr jungen Schülerinnen und Schülern oder solchen mit festgestelltem sonderpädagogischen Förderbedarf gelten. Eine Auswahl von Feedback-Tools gibt es hier.
Schülerfeedback ist nicht reduziert auf die Durchführung einer Befragung, sondern bedarf einer ausführlichen Planung und einer gezielten Vorbereitung der Lerngruppe. Auch im Anschluss an die Befragung sind auswertende Maßnahmen und eine ausführliche Besprechung der Ergebnisse mit der Lerngruppe notwendig. Weitere Informationen zur Planung und Durchführung des Schülerfeedbacks finden sich hier.
Gegenstand des systematischen Feedbacks von Schülerinnen und Schülern sind Rückmeldungen zum Unterricht. Grundlage hierfür müssen die Tiefenstrukturen: (kognitive) Aktivierung, wahrgenommene Unterstützung und Klassenführung sein, denn diese sind besonders eng mit der Kompetenzentwicklung der Schülerinnen und Schüler verbunden. Weitere Befragungsinhalte können jedoch individuell hinzugefügt werden. Näheres regelt der Erlass zum Schülerfeedback.
Bei der allgemeinen Unterrichtsqualität meint ein Fragenkomplex ein Unterthema einer Tiefenstruktur, das ca. 3-5 Befragungsitems umfasst (z. B. Fragenkomplex „Verständnisorientierung“ bei der Tiefenstruktur „Kognitive Aktivierung“). Aus jeder Tiefenstruktur muss bei einer Befragung mindestens ein gesamter Fragenkomplex ausgewählt werden. Es ergeben sich also insgesamt drei Fragenkomplexe (Ausnahme: Klassenstufe 1 und 2 und Förderschülerinnen und -schüler). Weitere Befragungsitems können hinzugefügt werden.
Zum sozial-emotionalen Bereich sind viele Varianten denkbar. Hier müssen mindestens zwei gesamte Fragenkomplexe ausgewählt werden. Es könnten z.B. zwei Aspekte der sozial-emotionalen Kompetenzen, wie „Selbstwahrnehmung“ und „Soziales Bewusstsein“ erfasst werden, es könnten ein Aspekt des Wohlbefindens, wie „Optimismus“ und ein Aspekt zur Qualität sozialer Beziehungen, wie „Klassenklima“ betrachtet werden usw. Auch hier können weitere Befragungsitems hinzugefügt werden.
Möglicherweise empfinden Lehrkräfte das Feedback als enttäuschend, sind verärgert oder beschämt. Diese Emotionen sind verständlich, wenn Lehrerinnen und Lehrer hohe Erwartungen an sich selbst stellen und viel Engagement zeigen, um eine gute Lernumgebung zu schaffen. Um mit diesen Emotionen und dem Feedback konstruktiv umzugehen, sollten Lehrkräfte sich Folgendes vor Augen fuhren:
Sicherlich ist nicht alles negativ: Wir empfehlen, sich das Feedback genau anzusehen. Sind wirklich alle Werte unterdurchschnittlich? Gibt es Bereiche, in denen der Unterricht - zumindest von einigen Schülerinnen und Schülern - positiv wahrgenommen wird? Wird der Unterricht in verschiedenen Lerngruppen unterschiedlich wahrgenommen und gibt es ggf. Unterschiede zwischen den Fächern?
Das Feedback betrifft den Unterricht, nicht die Lehrkraft als Menschen: Das Feedback bezieht sich einzig auf das Verhalten im Unterricht. Selbst wenn es hier viel Verbesserungspotenzial geben sollte, sollten Lehrkräfte sich vor Augen führen, dass das Unterrichten sicherlich ein wichtiger Teil des (Berufs-)Lebens ist, aber nicht der einzige. Jede Lehrkraft als Menschen zeichnet sehr viel mehr aus als die Art und Weise, wie sie unterrichtet.
Lehrkräfte sollten sich vor Augen führen, dass die Sichtweise der Schülerinnen und Schüler nur eine mögliche Perspektive auf ihren Unterricht darstellt. Sie können selbst entscheiden, in welchen Punkten sie das Feedback annehmen möchten und welche Dinge sie anders sehen. Möglicherweise bietet es sich an, eine vertraute Person aus dem Kollegium zu bitten, im Unterricht zu hospitieren und eine Rückmeldung zu geben. Der Unterrichtsfeedbackbogen Tiefenstrukturen bietet sich hierfür an.
Guter Unterricht ist lernbar: Zwar wird oft von der sog. Lehrerpersönlichkeit gesprochen, doch wissenschaftliche Hinweise darauf, dass es eine relativ stabile Disposition zur guten (oder schlechten) Lehrkraft gibt, finden sich nicht. Im Gegenteil: Lehrkräfte können nicht nur ihr Fachwissen und ihr fachdidaktisches Wissen, sondern auch weitere Kompetenzen, die für eine hohe Unterrichtsqualität entscheidend sind, weiterentwickeln. Einige Dinge lernen wir - abhängig von unseren persönlichen Voraussetzungen - leichter als andere, doch Veränderungen sind immer möglich.
Im Auswertungsgespräch mit den Schülerinnen und Schülern sollten die Emotionen, die als Reaktion auf das Feedback empfunden wurden, nicht thematisiert werden. Die Lehrkraft sollte sich stattdessen für die Offenheit bedanken und anerkennen, dass es Mut und Vertrauen erfordert, Kritik zu äußern. Insbesondere wenn die Schülerinnen und Schüler in vielen Bereichen des Unterrichts Verbesserungspotenzial wahrnehmen, können Lehrkräfte sich nicht gleichzeitig in allen Bereichen weiterentwickeln, sondern müssen Schwerpunkte setzen. Dies sollte den Schülerinnen und Schülern gegenüber transparent gemacht werden, um Enttäuschungen darüber vorzubeugen, dass das Feedback nicht im Handumdrehen in den erhofften Veränderungen mündet. Eine Möglichkeit ist es, die Schülerinnen und Schüler bei der Auswahl von Schwerpunkten für die Unterrichtsentwicklung einzubeziehen.
Abschließend sei gesagt: Guten Unterricht zu gestalten erfordert viel Energie. Noch mehr Energie erfordert es, Veränderungen umzusetzen und den eigenen Unterricht weiterzuentwickeln. Diese Energie kann möglicherweise nicht jede Lehrkraft in ihrer aktuellen Situation aufbringen. Wenn Lehrkräfte dieses Gefühl über einen längeren Zeitraum haben, empfehlen wir, die Angebote zur Stärkung des Wohlbefindens am IQSH zu nutzen. Hier werden außerdem Strategien zur Stärkung der Resilienz vermittelt. Dies kann Lehrkräfte darin unterstützen, mit schwierigen beruflichen Situationen umzugehen, also beispielsweise auch mit negativem Schülerfeedback.
Hinweise zur Auswertung finden sich hier.
Auf Schulebene dürfen die Feedbackdaten der einzelnen Lehrkräfte nur anonymisiert betrachtet werden, d. h. nachdem sichergestellt wurde, dass die Rückmeldungen keiner konkreten Lehrkraft mehr zugeordnet werden können. Auch die Schulleitung oder die Schulaufsicht dürfen keine Kenntnis von individuellen Feedbackdaten der Lehrkräfte erhalten.
Schulleitungen
Die Einführung des Schülerfeedbacks kann einen wesentlichen Beitrag zur Unterrichtsentwicklung an der Schule leisten. Lehrkräfte können für ihren individuellen Unterricht Rückmeldungen einholen und diesen gezielt im Dialog mit den Schülerinnen und Schülern durch wenige konkrete Maßnahmen niedrigschwellig anpassen. Außerdem kann die Kommunikationskultur der Lehrkräfte zum Kernthema Unterricht gefördert werden. Das Schülerfeedback entwickelt zudem überfachliche Kompetenzen bei den Schülerinnen und Schülern und kann sich positiv auf die Beziehung zwischen Lehrkräften und Lernenden auswirken. Durch Feedback zu sozial-emotionalen Themen können Schulen ihre Schülerinnen und Schüler noch gezielter unterstützen und z. B. Maßnahmen ergreifen, um ihr Wohlbefinden und die Persönlichkeitsentwicklung zu stärken.
Damit eine Einführung des Schülerfeedbacks an der Schule erfolgreich ist, sollten folgende Faktoren beachtet werden:
- Ausführliche Information der schulischen Gremien
- Wahrnehmung von möglichen Stolpersteinen und Bedenken
- Im Kollegium Vertrauen schaffen und Sicherheit geben
- Entwicklung eines geeigneten Verfahrens für die Schule gemeinsam mit dem Kollegium
- Kleine Schritte bei der Einführung vornehmen, um das Verfahren zu etablieren
- Schaffung eines geeigneten Organisationsrahmens
- Etablierung von verbindlichen Austauschstrukturen für die Kolleginnen und Kollegen
Der Erlass zum Schülerfeedback sieht zwei Themen vor, zu denen Rückmeldungen von Schülerinnen und Schülern eingeholt werden müssen:
a) Befragungen zur allgemeinen Unterrichtsqualität
b) Befragungen zum sozial-emotionalen Bereich
Diese Themen sind besonders wichtig zur Erreichung der übergeordneten Bildungsziele. Die Befragungen können jedoch durch individuelle Schwerpunkte erweitert werden.
Etablierte Feedbackformate sind wichtig und sollen keinesfalls ersetzt werden. Vielmehr sollten diese bewährten Formate weiter genutzt und an die Anforderungen des Erlasses angepasst werden.
Für eine schulweite Auswertung des Feedbacks zum Unterricht empfiehlt es sich, LeOniE.SH als Feedback-Tool zu verwenden, da es über entsprechende Filter und Auswertungsfunktionen verfügt. Eine Möglichkeit, wie das Feedback zum Unterricht unter Wahrung der Anonymität der Lehrkräfte zentral ausgewertet werden kann, ist hier beschrieben. Natürlich ist auch der Einsatz anderer Befragungstools (z.B. Itslearning) denkbar. Bei der Auswahl des Tools muss darauf geachtet werden, dass die Vorgaben der Datenschutzgrundverordnung eingehalten werden.
Ein Eckpunktepapier zur Konzepterstellung und zwei Musterkonzepte finden sich hier.
Das IQSH hat eine Website mit Online-Tutorials erstellt, die für eine Planung und Durchführung von Schülerfeedback alle wichtigen Informationen zur Verfügung stellt. Bei dem Wunsch nach einer persönlichen Beratung und Unterstützung kann die Schulentwicklungsberatung behilflich sein. Eine Anfrage dazu kann hier gestellt werden.
Das IQSH ist bestrebt, möglichst bedarfsorientierte Lösungen für die Fortbildungswünsche der Schulen anzubieten. Anfragen dazu können an sonja.johannsen@iqsh.landsh.de gestellt werden.
Schülerinnen und Schüler
Durch das Schülerfeedback erfährt deine Lehrkraft, wie du und deine Klasse den Unterricht erleben. So kann sie den Unterricht besser an eure Bedürfnisse anpassen. Deine Meinung wird ernst genommen, was Vertrauen schafft und die Zusammenarbeit verbessern kann.
Nein, die Teilnahme ist nicht verpflichtend. Allerdings bietet das Schülerfeedback dir die Möglichkeit, Lehrkräften eine sachliche Rückmeldung zu ihrem Unterricht zu geben. So kannst du Veränderungen bewirken, die für den Unterricht und für deinen Lernerfolg nützlich sein können. Deshalb ist die Teilnahme erwünscht.
In der Regel wird das Feedback digital gegeben. So können die Ergebnisse schnell ausgewertet werden und deine Anonymität kann leicht sichergestellt werden. Es können aber auch Feedback-Methoden oder Papierfragebögen verwendet werden.
Nein, bei digitalen Befragungen normalerweise nicht. Niemand weiß dann, von wem welches Feedback kommt. Auch deine Lehrkraft nicht.
Alle Rückmeldungen der Klasse werden gesammelt. Deine Lehrkraft schaut sich die Ergebnisse an und bespricht sie mit euch. Gemeinsam überlegt ihr, was man ändern könnte, und trefft Vereinbarungen dazu.
Nein. Es ist sogar wichtig, ehrlich zu sein – solange du fair bleibst und deine Kritik sachlich formulierst. Kritik oder negative Rückmeldungen wirken sich nicht auf deine Noten aus. Sie helfen nur, den Unterricht zu verbessern.